Was bedeutet Fairness in einer sich rasant ändernden, hybriden Arbeitswelt, in der einige Beschäftigte von Vereinbarkeitsangeboten wie mobilem Arbeiten profitieren können, andere Beschäftigte diese aber nicht nutzen können? Wie können sich Unternehmen auf den Wandel einstellen?

Darüber diskutierte das Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ mit Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des Institutes für Beschäftigung und Employability IBE in Ludwigshafen.

Frau Prof. Dr. Rump thematisiert das Spanungsfeld zwischen grenzenloser und eingeschränkter Verfügbarkeit aufgrund der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Während der Pandemie und auch im Krisenmanagement danach werden diejenigen präsent sein, die grenzenlos verfügbar, erreichbar und mobil sind. Dabei verweist sie auf Jutta Allmendingers Feststellung aus dem Mai 2020, dass dies in der Pandemie vor allem die Frauen betrifft, die sich im Spannungsfeld zwischen Homeoffice, Haushalt und Homeschooling wiederfinden. Gerade auch Arbeitnehmende, denen die Möglichkeit auf Homeoffice aus unterschiedlichen Gründen verwehrt bleibt, müssen dennoch den Spagat der Vereinbarkeit bewältigen. Anschließend benennt sie das theoretische Fundament der Fairness. Demnach gibt es für den Begriff Fairness keine eindeutige Definition, es ist jedoch eine Weiterentwicklung des Begriffs der Gerechtigkeit. Bei letzterem stehen die sozialen Handlungen im Vordergrund. Fairness dagegen beziehe sich immer auf soziale Beziehungen insbesondere auf Abmachungen innerhalb dieser. Diese Abmachungen in sozialen Beziehungen zielen immer auf Gegenseitigkeit und Wechselwirkungen ab. Kommt es dann im Konstrukt aus Gegenseitigkeit und Wechselwirkung zu einer Verletzung, wird etwas als unfair wahrgenommen.

Darauf aufbauend hat Prof. Dr. Jutta Rump einen Kriterienkatalog zur Fairness in der Arbeitswelt aufgestellt. Ihre Kriterien lauten:

  • Fürsorge und Vorsorge
  • Bestärkung der Vielfalt der Mitarbeitenden durch Diversityansätze
  • Faires Verhalten im Markt sowie auf Gesellschaft und Umwelt
  • Partizipative Führung
  • Übertragung von Verantwortung
  • Verbindlichkeit der Zusagen
  • Transparenz und Klarheit in der Informationspolitik
  • Positives Betriebsklima
  • Neutrale und objektive Leistungsbeurteilung
  • Möglichkeit, positives und negatives Feedback abgeben zu können
  • Individuelle Beurteilung der Arbeitsleistung
  • Leistungsgebundende Lohn und Sonderzahlungen mit hoher Transparenz
  • Investition in die Mitarbeitenden
  • Konsequentes Leben der Unternehmenswerte

Frau Prof. Dr. Jutta Rump beschreibt wie mit den entstandenen Spannungsfeldern innerhalb eines Unternehmens fair umgegangen werden kann, denn die Mitarbeitenden sollen trotz der Spannungsfelder das Gefühl haben, dass damit wertschätzend umgegangen wird. So ist bei allen Spannungsfeldern wichtig, zu begründen, warum diese vorhanden sind und warum auch in Zukunft damit gearbeitet werden muss. Außerdem ist im Umgang damit eine klare Information notwendig. Vor allem zur grenzenlosen versus eingeschränkten Verfügbarkeit gehört auch Fürsorge und Vorsorge. Ebenso spielt die Verbindlichkeit der Zusagen eine Rolle und es muss die Vielfalt in unterschiedlichen Konstrukten berücksichtigt werden. Besonders wichtig ist auch, dass es keinerlei Nachteile bei Werdegang oder Personalentwicklung geben darf. Weiterhin weist sie darauf hin, dass nicht aus dem Blick verloren werden darf, dass Vereinbarkeit von Beruf und Familie äußerst wichtig ist, in Balance zu bleiben: „Sondern es geht nicht nur darum, dass wir alle in Bewegung sind, sondern es geht vor allen Dingen darum, dass wir in Bewegung bleiben, OHNE die Balance zu verlieren.“ Aus dieser Perspektive betrachtet, bedeutet es nicht nur Fairness, sondern es steht auch für Strategie und Wettbewerbsfähigkeit.

Im Anschluss daran überprüft Rump das Konzept ihres eigenen Hauses zur lebensphasenorientierten Personalpolitik mit dem Kriterienkatalog der Fairness. Sie fasst zusammen, dass die Ansätze der Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Privatleben und der lebensphasenorientierten Personalpolitik Konzepte sind, die nahezu allen Kriterien der Fairness und Gerechtigkeit Rechnung tragen. Eine wesentliche Herausforderung der Zukunft wird vor allem die Kommunikation dessen nach außen sein.

Das komplette Video kann auf dem YouTube-Kanal des Unternehmensnetzwerks „Erfolgsfaktor Familie“ angesehen werden.

 

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